Sonntag, 22. Juni 2014

WM in der Wüste, WM in Marrakech (dazwischen Atlas)

Erneut STILBRUCH zu proleten wäre zu übertrieben. Nach zwei Textlein. Aber dennoch: in Ermangelung grenzenloser Reisezeit, eröffne ich jetzt ein neues Fenster: die Fotostory.

Eben noch auf dem Dromedar in der Wüste als Vorreiter einer Karwane von vier Tieren, nachfolgend beritten von 3 hoffnungslos bekifften Italienern, von denen einer Roberto und zwei Frederico hießen. Ich hatte die Ehre auf "Bob Marley" Wüsten zu schiffen, gefolgt von "Axel Rost" (wer issn das?), "John Lennon" und "Maradonna" (fällt mal jemand auf, dass in dieser Geschichte die Frauen fehlen?).



Anstatt ehrfürchtig den Sternenhimmel zu meditieren, verblüfften wir den Berberführer Hahmed mit Kettenkiffen. Nachdem noch 2 andere Tourikarawanen (das hatte nix mit Travellern zu tun) dazustießen, von denen zwei Haschischrauchende Ami-Franzosen die Drogenfraktion noch verstärkten. Die total bekloppte Szenerie konterkariert von 3 Amerikanerinnen meines Alters (die Jungs: 20 Jahre jünger) am Nachbartisch,im Zeltcamp, einigermaßen pikiert und vermutlich fremdschämend, stark meditationsmotiviert...
So kicherte ich bis spät in die Nacht mit 5 Kosmokaspern auf dem Gipfel einer Düne unter dem gigantischsten Himmel der Welt debil durch die Wüste anstatt gebühren ehrfürchtig Gottesnähe zu meditieren...
 




Am nächsten Abend (den Tag verpennt wegen 50 Grad im Schatten) hab ich statt zu essen (ausgefallen wegen WM) im Restaurant mir den arabischen Männern in der Kneipe von Merzouga Fußball geguckt. Das mögen die übrigens nicht, wenn da Frauen zwischen denen sitzen. Trotzdem riskiert. Ging gut aus, ich glaub Uruguay gegen die Briten. Ha.

 



Um dann zu flüchten, vor der Hitze, und den Männern, in den Bus (Supratours, die sind Spitze), zurück nach Marrakech (12h Fahrt) (das ist schon was) in mein jetzt schon Heimriad. Zum dritten Mal in Marrakech ankommen, immer noch super. Diesmal mit einem Spanierpärchen das Taxi geteilt, die zum ersten Mal Marrakech erproben. Ich: Superbeinhart den Preis verhandelt und einen Megastreit unter den Taxifahrern ausgelöst, von denen einer die Nerven verloren hat und dem Taxifahrer, der meinem Preisvorschlag gefolgt war, ich glaube, den Tod angedroht hat. Spanierpaar: Sie kann Arabisch und versucht, die Kontrolle zu kontrollieren und irgendwie die Straße zu verhandeln, in die der Taxifahrer sie absetzen soll, was nicht geht, weil die Medina ist für Autos gesperrt, das hat die aber nicht kapiert und meine Einwände als Anfängerdummheit interpretiert (die kann ja nicht wissen, dass ich (Traveller) mich schon als Spezialist für den Place verstehe). Ich steige einfach früher aus und lass die ihre Verhandlungen alleine führen. Dafür bin ich superbillig ins Zentrum gekommen (Dirham 15) (soviel heute zu Dirham II: du kämpfst wie ein Löwe für 50 centi billiger, nicht ganz dicht, aber echt sportlich, irgendwie)...

 


Und dann die Damen, Frauenpower en la maison: Kampfwaschtag im Riad. Wenig Traveller und auch kaum Touris also ran an die Perser! Und moi: moi versteht sich jetzt als Magd der Welt und steigt mit ein. Nix Supergirl oder so, Kosmomagd ist mein zweiter Name. Also Teppiche geschrubbt, dafür Essen gekriegt und alle finden mich nett. Hab auch ordentlich zugelangt. Dafür nehmen sich mich morgen ins Hammam mit und ich muss mal nicht alleine Heldentaten vollbringen, wie in der Wüste zwischen Moslems in der Nacht Fußball zu fiebern, nachdem ich zuvor 4 km  in der Dunkelheit für zwei Dosen Bier gelaufen bin, die ich in einem gefaketen (wie schreibt man denn das?) Hotel für 60 Dirham gekauft hab....

Das Schrubben war beinharte Arbeit, aber für mich eine der vielen "healing sessions" mit den Leuten hier. Nun eine andere Dynamik als in den Berberfamilien (Story folgt): die nämlich zwischen Frauen, deren Hierarchie und nicht nur harmonisieren und so, da wird gekeift, was das Zeug hält, Gott sei Dank verstehe ich noch kein arabisch, das ist nix für Weicheier. Und dann gemeinsam essen, wie lang hatte ich das in Deutshland nicht mehr? I don't know.... Damals als Malocherin beim "Daimler" oder als Teppichflickerin mit den Türkinnen. Natürlich mit der Hand (rechts) aus einer Tajineterrinne. Auch diesmal (wie schon bei den Berbern lachen die mich aus weil ich zu langsam esse und treiben mich an wie einen Esel, damit ich was auf die Rippen kriege...
 

Ich war, wie ihr wisst, im ersten Leben meiner aktuellen Inkarnation, Weberin, sprich Webgesellin (das hat nur im philosophischen und etymologischen Sinn was mit dem www zu tun) und eigentlich wollt ich damals Schäferin werden (da war ich 16), so war die Arbeit des heutigen Tages nochmals eine Ehrung einer meiner Tätigkeiten der Jugend.
Beim Reinigen der Teppiche: erst Wasserschlauchen, dann Waschpulver streuen, dann mit einem Plastikbesen in Webrichtung (das haben die Frauen hier alle drauf). 


Sprich: bei Leinwand (Rips-) bindungen, senkrecht oder waegerecht schrubben, beim geknüpften mit Flor, Kreiselbewegungen... Und während der Sauberei, denk ich an Schafe (auch die kretischen), an Hirten, an die Schur.... An das Reinigen der Wolle, das Spinnen, das Färben ( die orangene Farbe in allen Teppichen hier, geht aus, wie sagt man das, färbt halt: schlecht fixiert) ... Schließlich die Gewebe:   Geknüpftes, Leinwand- oder Ripsbindungen...
Die Arbeit der Hausfrauen, vielleicht schließt sie für mich den Kreis der textilen Welt? 


Nachdem ich die Herstellung der häuslichen Gebrauchsgegenstände (u.a. Teppiche) gelernt habe, und weiter das Verwalten, sprich: Restaurieren derselben, nun das Leben mit den Dingen, das Ehren derselben, indem sie saubergehalten werden. Es scheint wie ein Gebet, weil es mit Liebe geschieht. Und was mit Liebe geschieht, ist motiviert, der Gemeinschaft wohl zu tun... oder so. Alles verbunden miteinander und mit dem großen Einen und der Imam singt (echt jetzt.).... Halali, da hört man doch deutlich den kiffenden Suppenkasper von gestern. Oder doch nicht?  Tja, und wenn wir die Wolle nicht ehren, in dem gerade beschriebenen Sinn, nicht in der Gemeinschaft der Frauen, die Reingung zelebrieren, sonder alleine in unseren 2-5 Zimmer Wohnungen mit dem Staubsauger alle paar Tage draüber surren, so kurz bevor wir ins Pilates rennen, tja dann straft Gott uns mit der Motte, die große Höllenmotte als Warnung, was uns noch alles passieren kann ....
Der war jetzt nicht schlecht der Schlenker. Ich sollte Fanatiker werden, egal welche Sorte, ich wäre großartig!

Ja und zum Feierabend für Euch, Leute, in die Garküche, und bis zum 2:1 für Ghana, Deutschland gegen selbige geguckt. Da war eine deutsche Familie, von denen einige dick waren. Vielleicht ist deswegen der kleine Marokkaner zum Freuen für Ghana rausgesaust in die Gasse der Medina, damit der die Touris nicht, sagt man, düpiert? Oder die Dicken wirkten bedrohlich. Weiß mans?
 


Bin ja fremd hier.

Love
Pätti

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