Donnerstag, 1. Juni 2017

Bayern 1 2017-06-01


Zum zweiten mal in diesem Jahr bin ich auf Retreat in Niederbayern. 
Entheddere ich mich im Schutz des alten Bauernhauses von meinem Freund, dem Paten, aus den Verwirrungen globaler Information, urbaner Herausforderung und digitaler Geselligkeit.

Wandern, zeichnen, das Landleben üben. 

Hinterm Haus plätschert ein Brunnen, die Sonne scheint.
Ruhe.
Und meiner inneren Geschwätzigkeit, die so emissionshaft mit dem regelmäßigen Blubbergeräusch des kleinen Brunnens konkurriert, gebe ich nach drei Jahren Pause, die Möglichkeit, sich in meinem seit 3 Jahren stillgelegten Blog zu amüsieren. Ein paar Texte aus meinem Kopf in die Virtualität auslagern.
Damit ich hier meine Ruhe habe. Und meine Füße ungestört ins Wasser hängen kann.

Die Pest in Bayern
  
Am Morgen verschlafen in der Bauernhausküche, finde ich mein über Nacht aufgeladenes Handtelefon unter einer Schicht Mehlstaub wieder.
Bemehlt. Wieso? Wer?
...
Ich glaube an das, was ich tue. Das gehört zu meinem Selbstverständnis von Authentizität. Warum dann nicht an das, was ich male. Und wen ich male. Aktuell kritzle ich Getümer. Manchmal auch Ungetümer, wenn die Getümer mit ihrer unschuldig geduckten Kopfbedeckheit mir zu sehr auf die Nerven gehen. Naja, die Ungetümer gehen mir in ihrer unschuldig geduckten Kopfbedecktheit auch auf die Nerven, aber immerhin haben sie ZÄHNE. 
... 
Im Schrankfach über dem ausgeklappten Board, auf dem mein Handy liegt, steht eine offene Mehltüte. Ich scanne die Umgebung: 
Durchaus denkbar, ein Getüm (in dem alten Bauernhaus gibt es mehr als genug von denen) nimmt in der Nacht ein Bad in der offenen Mehltüte, rettet sich mit einem Sprung über mein Telefon auf den Boden. Hüpft beherzt auf das Spültischexperiment des Hausherrn, dem PATEN. 
Das Spültischexperiment des Paten: Betonblock mit einer Spülhöhle auf der falschen Seite, auf mehreren Ebenen Holzpaletten in einer rückenunfreundlichen Höhe ruhend. Wasserzufuhr mit einem Schlauch mit Duschkopf. 
Dort verweilt das Getüm eine Zeit, stelle ich mir vor, um sich zwischen frischgespültem Geschirr zu erleichtern. Hiernach trödelt es weiter über den alten Küchenherd (holzbeheizt) zum nächsten alten Küchenherd (elektrisch). Station auf dem Mülleimer, noch mehr Mehlspuren hinterlassend. Dann unters Küchenbuffet, wo das Getüm oder vielleicht auch eins der Ungetümer (!), wie ich vermute, wohnt.  Auf dem Küchenbuffet, zwischen den Lebensmitteln, findet es mannigfaltig Nischen, in denen man beherzt notdürfteln kann. Weiter an der oberen Kante der Holzverkleidung der restlichen Küchenwand entlang balancieren. Der beschriebene Parcour ist voller Mehlspuren und:
KOT. KOT. KOT. 
Sehe ich. Rieche ich. 
Staubsauger. 
Kot wegsaugen.
Dann wieselt ein Wesen (!) blitzschnell unter das Buffet. 
Besenstielgestochere.

Am Folgetag finde ich keine Kotspuren. Ach, denke ich, sehr vernünftig, das Getüm hat mich verlassen. Es wurde ihm wohl ungemütlich. Sehr gut. 
Es folgte ein Telefonat mit dem Hausherren, bei dem ich beiläufig meine Getümerbedenken erwähne. Der Pate behauptet, eine Maus treibe ihr Unwesen. Ich finde die zertifizierten Mausfallen am beschriebenen Ort und starre sie nur an. 
Eine Maus? Ich bin mir da nicht sicher. 
Und: Getümer töten? Niemals.
Ich gehe wandern.

Der Tag darauf auf dem Getümerpfad:
KOT. KOT. KOT. 
Staubsauger.
Ich stelle mich den Mausfallen: Wie geht Mausfalle? 
Ausprobieren, sie mit Stöckchen zuschnappen lassen. HUCH!
Ogott. Mach ich nicht.
Ich gehe wandern.

Noch ein Morgen später in der Küche:
KOT. KOT. KOT. 
Okay: die harte Medizin. Die Küche wird total geputzt, soweit meine Vorstellung von totalem Putzen das zulässt. Wasser auf dem Herd (elektrisch) heiß machen. 
Putzmittel suchen. Putzmittel finden (Orangenduft).
Schrubber suchen. Finden.
Feudel finden.
Putzen.
Lebensmittel in Schüsseln mit Teller abdecken.
Mitten im Saubermachen spüre ich erste Anzeichen von Symptomen ... ja, welche?
GOOGELN: Mauspest, Mausebola, Maushata, Rötelmaus. 
Die Symptome passen: Ich hab das.
Und endlich ringe ich mich durch: Mausfalle präparieren.
Mausfalle platzieren.
Eigentlich glaube ich nicht an Mäuse. Ich glaube an Getümer. Im Google steht nichts davon, dass Getümer Krankheiten übertragen.
Im Verlauf des Tages geht es mir zunehmend schlechter. Fieber, Kopfschmerz, Husten, Schnupfen. Ich rufe den Arzt an. Der Arzt ist verständnisvoll. Er hatte gerade selbst den Mausvirus, sagt er. 
Bayrischer Wald: Mauspest.
Ich bin fiebrig. Schlafe am Tag auf der Liege unter dem Nussbaum.
In der Nacht erbrochen.
Habe Schüttelfrost.
Durchfall.
Schwach.

Nächster Morgen: 
KOT. KOT. KOT. 
Wegsaugen.
Koffer packen fürs Krankenhaus. Fahre ,weiter fiebrig, 10 km ins Dorf zum Arzt. Dort in der Schlange anstehen. 
Die Sprechstundenhilfe straight. Autoritär. Pokerface. Tüchtig, unerbittlich. Souverän. Gibt Anweisungen. Zwischen den Belangen, die sie mit den Patienten abhandelt sagt sie der einen: "Rita, konnst schu mo ins Wortezimmä". Oder dem Alois: "Gehst ainfoch durch".
 Alle kennt sie. Mich nicht, also steh ich als Letzte vor dem Tresen. So ist das hier als Fremde. Normal halt, ich habe nichts anderes erwartet. Ist mir wurscht, ich habe Fieber. 
Frau Doktor ist eine Zauberin, mit links hält sie mein Handgelenk, während ihre rechte Hand über einem mit Apullen bestückten Hozköfferchen schwebt. "Nein", sagt sie, "Sie haben den Virus nicht.“ Um immunstärkende Tröpfchen reicher, fahre ich fiebrig wieder ins Bauernhäusl. 
In der Küche ein (!) (wieso nur einer?) neuer Kötl.
Wegsaugen.
Dann schleppe ich mich ins Bett und fieberschlafe 5 Stunden. 
Mittags wage ich den 2. Anlauf: wärme den Kaffee, den ich morgens stehen ließ, auf. 
Irgendetwas ist anders: der neue Kötl wieder neben den mittlerweile abgedeckten Lebensmitteln? Nein, unter der Spüle hat sich die Mausfalle verschoben. 
Ich wende mich ab. 
Ogott. Ojeh. 
Waren sie schlau, die Getümer? Hoffentlich haben sie nur den Käseköder ergaunert und ich kann mich weiter ärgern.

Dann der zweite Blick, vorbereitet. Und ja:
TOT. TOT. TOT. 
Da ist die kleine Maus in der fiesen Falle. Tot. O, wie furchtbar. Ich jammere laut, ich entschuldige mich vor dem Herrn, vor der Maus, vor allen Mäusen, vor den Getümern auch und bei denen sowieso.
Entsorge sie. Die Maus. Bete ein Vater Unser. Jammere so vor mich hin.
Dann Kaffee (igitt, aufgewärmt) im Schatten auf der Terrasse. Es ist heiß. Starre in der Schweinsgeruch der Nachbarbauern, das Fieber sitzt mir auch noch im Nacken...

"GRIESGOD."

Hinter meinem Rücken eine Stimme. 
Von einem SCHWARZEN MANN.
Schwarzer Mann. Steht hinter mir. 
Der schwarze Mann putzt mit diversen Besen zwei Kamine. Genehmigt sich ein Bier, dass ich ihm anbiete.  
Und wir plaudern eine Viertel Stunde. 
Nicht schlecht das Ende.

Und jetzt Abbitte bei der Maus. Getümerpause.

Love. Pätti.
.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Last Chance Marrakech.....

Vor der Moschee am rechten Eingang zu den Souks auf "la Place", nach dem eine Mutterhündin mit allerdicken Zitzen direkt vor den Eingang des Gebetshauses ihre Exkremente hinterlassen hat, folgen Sekunden später dramatische Szenen: ein Frontalzusammenstoß zwischen zwei Pferdedroschken. Eins der Pferde, der vier beteiligten rutscht aus, kann sich wegen des Zaumzeugs nicht mehr aufrichten und zieht stattdessen seinen Arbeitskollegen in die Tiefe, dar war ein 10 minütiges Gerangel, bis die Tiere wieder in ihrer gewohnten Attitude an der Droschke gefesselt standen. Helle Aufregung, Aufruhr außenrum: in erster Reihe die Marokkaner, zweite die Marokkanerinnen, dritte aufgeregte Touristen (ich auch, sogar eher 5. Reihe, zu scheu wie immer und überhaupt, Traveller!).

Das Pferd blutet aus der Nase und hat sich das Bein verletzt. Die Szene beruhigt sich langsam, als die nächste Schau beginnt: eine Gruppe von Hennamalerinnen geht (keine Ahnung warum, vermutlich Diebesversuch) auf zwei oder drei junge Kerle los und verprügelt die mit ihren Plastikstühlen, worauf die gerade sich beruhigenden Zug- tiere wieder zu scheuen beginnen, Ich mache mich davon, spüre wieder ne Attacke von Zartbeseeltheit in mir aufsteigen und das wollen wir doch nicht riskieren dass die voll ausbricht, also Flucht ins Riad, ist eh zu heiß...
 



  
Zuvor wie alle Touris, (vergessen wir den Traveller,) Mitbringsel eingeholt: im Kosmetikshop Hier nur die kleine Anekdote, wie mir Jussuf, der mir alles, was sie führen, vorgestellt und erklärt hat, auch den Pfefferminztee und den Pfeffer, eine Gesichtsmaske anpreist und auch prompt an mir austestet, Gottseidank, nur auf der Hand, sehr beliebt bei den Damen im Hammam. Das macht der toll, der Jussuf, massiert meine Hand, deutsche Herren aufgepasst, geht mal in die Lehre bei den Jungs hier, so was von zart und liebevoll... Solange die Maske auf meinem Handrücken einwirkt, trinke ich Tee, dem Extremgletscher beigemixt wurde, ich huste Eiswürfel, während Jussuf wieder die Maske entfernt. Nun, jetzt habe ich einen braunen und einen blassen Handrücken. Das Zeug hab ich nicht gekauft. 

Später am Tag werde ich noch ins Hotel Tazi gehen und mir überteuertes Abschiedsbier kaufen: ein Viertele für 3 Euro, das ist halt Prohibition. Im Hotel ists toll: man würde sich nicht wundern wenn Victor Laslow gehetzt um die Ecke huschte und Rick sich augenzwinkernd abwenden würde... (A KIss is just a Kiss, a sy (?) ist just a sy, tatatatatata.... (bin eh ein bissi romantisch heute)
Und dann wars das fürs erste. Arbeite aber schon am zweiten Teil des Projekts: Pättiladuke tous le monde. Bleibt mir gar nichts anderes übrig bei den Schlagzeilen, die ich aus der Heimat finde:
 

  

Beißattacke von Suarez: "Bannt dieses Monster" (Da mach ich mit: Monsterbannen kann ich)
Luis Suarez  kontrolliert nach seiner Tätlichkeit gegen Giorgio Chiellini seine Zähne. (Aber hallo!)
RTL startet Nackt-Kuppelshow (Hä?)
S-Klasse-Coupé mit Top-Neuheit (Toll.)
Freiburger Pfarrer erstochen (Echt jetzt?)
Schumi: kein Hacker-Angriff (ist der nicht mehr im Koma?)
Mager-Foto: Jetzt spricht Thomalla (Hä?)
Zweijähriger schmettert Elvis-Song
(Toll.)
Bommeln & Co. für die Haare (Hä?)
Mückenstich: Hilfe aus der Natur (Toll.)

Schädlinge im Haus (Blöd.)
Können Ratten wirklich aus der Toilette kommen? (Schon, oder?)
Ratten werden durch im WC entsorgte Essensreste angelockt.

 
Nur so am Rande.Hier wirft man nicht mal Toilettenpapier ins Klo, wegen der Kanallisation, das gibt sofort Verstopfungen, und Essensreste gehen an die Hunde, die Armen und so. Ich habe Stellen gesehen, da wird das Brot gesammelt und die der Sonne getrocknet aber den richtigen Durchblick habe ich noch nicht. Du bringst zum Beispiel deinen Müll zu Mülltonne ( für eine Straße eine) und dann legt man das nicht gegessene Brot daneben für die Leute.
 Also bis bald daheim: ich hab so ein paar Ideen ´für Projekte, die die Themen Kunst, Kultur, Religion, Ökologie, Soziales, Austausch, Integration, Interreligösität, u.a. beinhalten, im Handgepäck. Hahahaha, ihr könnt euch also freuen, da gibts was zu tun.
love
Pätti






















Sonntag, 22. Juni 2014

WM in der Wüste, WM in Marrakech (dazwischen Atlas)

Erneut STILBRUCH zu proleten wäre zu übertrieben. Nach zwei Textlein. Aber dennoch: in Ermangelung grenzenloser Reisezeit, eröffne ich jetzt ein neues Fenster: die Fotostory.

Eben noch auf dem Dromedar in der Wüste als Vorreiter einer Karwane von vier Tieren, nachfolgend beritten von 3 hoffnungslos bekifften Italienern, von denen einer Roberto und zwei Frederico hießen. Ich hatte die Ehre auf "Bob Marley" Wüsten zu schiffen, gefolgt von "Axel Rost" (wer issn das?), "John Lennon" und "Maradonna" (fällt mal jemand auf, dass in dieser Geschichte die Frauen fehlen?).



Anstatt ehrfürchtig den Sternenhimmel zu meditieren, verblüfften wir den Berberführer Hahmed mit Kettenkiffen. Nachdem noch 2 andere Tourikarawanen (das hatte nix mit Travellern zu tun) dazustießen, von denen zwei Haschischrauchende Ami-Franzosen die Drogenfraktion noch verstärkten. Die total bekloppte Szenerie konterkariert von 3 Amerikanerinnen meines Alters (die Jungs: 20 Jahre jünger) am Nachbartisch,im Zeltcamp, einigermaßen pikiert und vermutlich fremdschämend, stark meditationsmotiviert...
So kicherte ich bis spät in die Nacht mit 5 Kosmokaspern auf dem Gipfel einer Düne unter dem gigantischsten Himmel der Welt debil durch die Wüste anstatt gebühren ehrfürchtig Gottesnähe zu meditieren...
 




Am nächsten Abend (den Tag verpennt wegen 50 Grad im Schatten) hab ich statt zu essen (ausgefallen wegen WM) im Restaurant mir den arabischen Männern in der Kneipe von Merzouga Fußball geguckt. Das mögen die übrigens nicht, wenn da Frauen zwischen denen sitzen. Trotzdem riskiert. Ging gut aus, ich glaub Uruguay gegen die Briten. Ha.

 



Um dann zu flüchten, vor der Hitze, und den Männern, in den Bus (Supratours, die sind Spitze), zurück nach Marrakech (12h Fahrt) (das ist schon was) in mein jetzt schon Heimriad. Zum dritten Mal in Marrakech ankommen, immer noch super. Diesmal mit einem Spanierpärchen das Taxi geteilt, die zum ersten Mal Marrakech erproben. Ich: Superbeinhart den Preis verhandelt und einen Megastreit unter den Taxifahrern ausgelöst, von denen einer die Nerven verloren hat und dem Taxifahrer, der meinem Preisvorschlag gefolgt war, ich glaube, den Tod angedroht hat. Spanierpaar: Sie kann Arabisch und versucht, die Kontrolle zu kontrollieren und irgendwie die Straße zu verhandeln, in die der Taxifahrer sie absetzen soll, was nicht geht, weil die Medina ist für Autos gesperrt, das hat die aber nicht kapiert und meine Einwände als Anfängerdummheit interpretiert (die kann ja nicht wissen, dass ich (Traveller) mich schon als Spezialist für den Place verstehe). Ich steige einfach früher aus und lass die ihre Verhandlungen alleine führen. Dafür bin ich superbillig ins Zentrum gekommen (Dirham 15) (soviel heute zu Dirham II: du kämpfst wie ein Löwe für 50 centi billiger, nicht ganz dicht, aber echt sportlich, irgendwie)...

 


Und dann die Damen, Frauenpower en la maison: Kampfwaschtag im Riad. Wenig Traveller und auch kaum Touris also ran an die Perser! Und moi: moi versteht sich jetzt als Magd der Welt und steigt mit ein. Nix Supergirl oder so, Kosmomagd ist mein zweiter Name. Also Teppiche geschrubbt, dafür Essen gekriegt und alle finden mich nett. Hab auch ordentlich zugelangt. Dafür nehmen sich mich morgen ins Hammam mit und ich muss mal nicht alleine Heldentaten vollbringen, wie in der Wüste zwischen Moslems in der Nacht Fußball zu fiebern, nachdem ich zuvor 4 km  in der Dunkelheit für zwei Dosen Bier gelaufen bin, die ich in einem gefaketen (wie schreibt man denn das?) Hotel für 60 Dirham gekauft hab....

Das Schrubben war beinharte Arbeit, aber für mich eine der vielen "healing sessions" mit den Leuten hier. Nun eine andere Dynamik als in den Berberfamilien (Story folgt): die nämlich zwischen Frauen, deren Hierarchie und nicht nur harmonisieren und so, da wird gekeift, was das Zeug hält, Gott sei Dank verstehe ich noch kein arabisch, das ist nix für Weicheier. Und dann gemeinsam essen, wie lang hatte ich das in Deutshland nicht mehr? I don't know.... Damals als Malocherin beim "Daimler" oder als Teppichflickerin mit den Türkinnen. Natürlich mit der Hand (rechts) aus einer Tajineterrinne. Auch diesmal (wie schon bei den Berbern lachen die mich aus weil ich zu langsam esse und treiben mich an wie einen Esel, damit ich was auf die Rippen kriege...
 

Ich war, wie ihr wisst, im ersten Leben meiner aktuellen Inkarnation, Weberin, sprich Webgesellin (das hat nur im philosophischen und etymologischen Sinn was mit dem www zu tun) und eigentlich wollt ich damals Schäferin werden (da war ich 16), so war die Arbeit des heutigen Tages nochmals eine Ehrung einer meiner Tätigkeiten der Jugend.
Beim Reinigen der Teppiche: erst Wasserschlauchen, dann Waschpulver streuen, dann mit einem Plastikbesen in Webrichtung (das haben die Frauen hier alle drauf). 


Sprich: bei Leinwand (Rips-) bindungen, senkrecht oder waegerecht schrubben, beim geknüpften mit Flor, Kreiselbewegungen... Und während der Sauberei, denk ich an Schafe (auch die kretischen), an Hirten, an die Schur.... An das Reinigen der Wolle, das Spinnen, das Färben ( die orangene Farbe in allen Teppichen hier, geht aus, wie sagt man das, färbt halt: schlecht fixiert) ... Schließlich die Gewebe:   Geknüpftes, Leinwand- oder Ripsbindungen...
Die Arbeit der Hausfrauen, vielleicht schließt sie für mich den Kreis der textilen Welt? 


Nachdem ich die Herstellung der häuslichen Gebrauchsgegenstände (u.a. Teppiche) gelernt habe, und weiter das Verwalten, sprich: Restaurieren derselben, nun das Leben mit den Dingen, das Ehren derselben, indem sie saubergehalten werden. Es scheint wie ein Gebet, weil es mit Liebe geschieht. Und was mit Liebe geschieht, ist motiviert, der Gemeinschaft wohl zu tun... oder so. Alles verbunden miteinander und mit dem großen Einen und der Imam singt (echt jetzt.).... Halali, da hört man doch deutlich den kiffenden Suppenkasper von gestern. Oder doch nicht?  Tja, und wenn wir die Wolle nicht ehren, in dem gerade beschriebenen Sinn, nicht in der Gemeinschaft der Frauen, die Reingung zelebrieren, sonder alleine in unseren 2-5 Zimmer Wohnungen mit dem Staubsauger alle paar Tage draüber surren, so kurz bevor wir ins Pilates rennen, tja dann straft Gott uns mit der Motte, die große Höllenmotte als Warnung, was uns noch alles passieren kann ....
Der war jetzt nicht schlecht der Schlenker. Ich sollte Fanatiker werden, egal welche Sorte, ich wäre großartig!

Ja und zum Feierabend für Euch, Leute, in die Garküche, und bis zum 2:1 für Ghana, Deutschland gegen selbige geguckt. Da war eine deutsche Familie, von denen einige dick waren. Vielleicht ist deswegen der kleine Marokkaner zum Freuen für Ghana rausgesaust in die Gasse der Medina, damit der die Touris nicht, sagt man, düpiert? Oder die Dicken wirkten bedrohlich. Weiß mans?
 


Bin ja fremd hier.

Love
Pätti

Donnerstag, 19. Juni 2014

merzouga

Zu heiß für alles.... Wifi schmilzt auch.
Nur soviel: ich sitze auf dem ersten der Dromedare...
love
pätti

Mittwoch, 18. Juni 2014

Dirham 1 (Marrakech)



(Dirham, Dirham, Dirham, Dirham)
 

Beim Photoshooting von mir und mir auf "La Place", als Reporter Pättivorort, gibt die kleine Panasonic dann wirklich den Geist auf. Und nach der ersten Halbzeit von Deutschland gegen Portugal, die ich Hühnchentajine verinnerlichend und mit einem algerischen Künstler kommunizierend in der Garküche unter lautem Gebell von deutschen Touris verbringe, mache ich mich auf die Suche nach einem Fotoladen, der vielleicht auch reparieren kann.
"La Place" again, und nach verschiedensten Richtungsanweisungen, der hilfsbereiten befragten lande ich in einem Telefonshop, wo der 5. herbeigerufene Freund des Besitzers behauptet, er repariert mir das Ding für 200 DH (20 Öcken) bis 20.00 Uhr. Ich nicke unreflektiert ab. (Never do this)
 

Zurück zum Spiel freut sich der Algerier, mit dem ich über den Ober witzele, der dazu bestellt scheint, alles was bestellt wird, zu verdrehen und zu verkehren.
Das Spiel scheint gewonnen für die Heimat und mir reichts schon wieder mit dem mafiösen Schwachsinn, nachdem ich Merkel im roten Sacko
Mundbewegungen performen sah (einerechtefreiheitundso). Also Kofferpacken und zurück zur Fotoversprechung Wo die Jungs ganz aufgeregt 20 Leute zusammenrufen weil nichts mit dem Foto in der Zwischenzeit passiert ist. Die pfeifen noch einen jungen Typen herbei, der mich zu einem Spezialisten schleppen will und ich laufe mit (never do this).
Caught by a Schlepper!!!! Und trotzdem habe ich  so einen verteufelten Spaß mit dem Kerlchen umherzurennen und zu checken.
Nach dem 5. Shop sind wir beim Spezialisten, der meint, er kann mir für 400 DH bis morgen um 10 das Aparillo reparieren.
Ja. Aber da sitz ich doch schon in dem Bus in die Wüste..
Und das Kerlchen (Schlepper) will jetzt auch noch Geld und der Spezialist zaubert jetzt ne andere Kamera (gebraucht, 20 jahre alt) hervor, die er mir andrehen will und nun wirds  extrem verquer: ich realisiere (jetzt erst), dass ich dem Kerlchen, der zunemhmend Druck macht,  aufgesessen bin, befürchte zeitgleich, der Spezialist will mir den Photo klauen und fange das wilde Verhandeln an: schneller reparieren mit Lieferung ins Hotel. Leute! Und ein hin und her, die geklaute Kamera austesten, für schlecht befinden, das Kerlchen wird nervös, der Spezialist will mir alles in 2h reparieren. Weil ich besonders schlau werde, versuche ich noch die Freihausbelieferung zu ergattern: Ich schreibe Hoteladressen (never do this) auf verrate, wo ich wohne und wo ich morgen hinfahre (never do this). Und zische ab, um die Ecke ein Fotoladen wo ich einen neuen Fotoapparat für 70 Öhre sehe, also wieder zurück schreiend den Spezialisten vom Reparieren abhalten will, weil: doch besser gleich ne neue? Das Kerlchen immer noch an der Seite will Kohle (für was denn eigentlich) (das sind diese Typen, für die die Touristenpolizei hie stationiert ist, dabei bin ich doch ein Traveller....).
 


So langsam echter Stress: ich rufe immer "Abdul!!!" (Spezialist) und endlich kommt er hinter einer Wand hervor meinen Foto in der Hand, und, Leute: er funktioniert wieder wie die 1.
Bloß: ich will die 400 DH nicht bezahlen: und beinharte Verhandlungen folgen.

Kerlchen schreit, ich, schweißgebadet, wiederhole immer nur: this is my last word. Irgendwann Stlle, und zartes Nicken. Im Geldbeutel zuwenig Cash, hole ich den gerade von der Bank gestopften Ersatzbeutel vor den Augen des Kerlchenschleppers raus, damit auch der noch meine Millionen sehen kann (never do this). Und das Kerlchen speise ich mit ein paar Pfennig ab. Der, stinksauer rauscht ab.
Abdul (Spezialist) (neuer Freund) kriegt ne Kippe von mir und ich bleib erst mal paralisiert stehen (Angst vorm Kerlchen). Ich rauche mit Abdul, trinke Tee mit ihm, und er gibt mir sehr streng Ratschläge (never do this) wie ich mich in Marrakech zu bewegen habe. Mein Freund Abdul erklärt mir was für einer Ratte ich da aufgesessen sei, usw. Hätte er auch gleich signalisieren können.
Aber so isses. Fremd halt.
Also am Ende hab ich den Foto, der wieder funktioniert für den ursprünglich ausgemachten Preis nur eine Stunde später als vereinbahrt. Und dazwischen eine Stunde Abenteuer. 

Wie geil ist das denn.

Jetzt sitz ich in neben der Wüste (heiß)  habe wifi (schwach) und werde wohl heute noch auf einem Camel reiten.

love

pätti

Dienstag, 17. Juni 2014

Stilbrüche Umbrüche Durchbrüche Bruchsal


Herrschaften: jetzt kommt ein schwerer Stilbruch:

Ich schreibe mal ein paar Sätze, weil ich nicht mehr hinterherkomme mit den Eindrücken und dem Filmchen-basteln und den Mails schreiben.
Außerdem hab ich den Rückflug gebucht.
Das verändert die Situation massiv.
Der Faktor Zeit gewinnt Gewicht. Muss ich wieder wegmeditieren...
Also @ Mama: falls ich nicht den Rappel kriege und wieder umbuche, fliege ich Ende Juni wieder nach Schwaben.

Heute beginne ich den zweiten Circle (Kreisel) der Reise in Marokko ab Marrakech.
Und es zeigt sich heute, dass meine (Üb-) Erlebens-Strategie der ersten Tage in Marrakech bewährt hat:
ich hatte mir eine Woche Zeit genommen, um die Angst vor dem Wahnsinn hier zu verlieren, anstatt wie geplant, am zweiten Tag Expeditionen zu verehrgeizen.

Marrakech:

Die Hauptsache für uns "Touris" oder "Traveller" (zweitere haben ein oder zwei Sterne mehr, als  erstere: also für alles weitere bin ich ein "Traveller" und verliere gerne mal ein abfälliges Wort über die "Touris") spielt sich um den Gemna al Fna ab. Das ist ein riesiger Marktplatz dessen Geschehen anfänglich wie das total komplette Chaos anmutet. Schlangenbeschwörer, Affendompteure, Bettler, Marktstände, Marketender auf dem Boden, Teppichverkäufer, Trommler, Tröter, Glöckner,  Pferdekutschen, Eselskarren, Mopeds, Fahrräder, Bettler, Touristen, noch was? Südlich und östlich um den Platz Cafes, Restaurants. Nördlich beginnen die Souks, das ist eine Art überdachtes Kaufhaus mit kleinen Straßen, wie ein riesiges Gebäude oder ein Einhaus-Dorf oder ein Dorf-Haus. Oder so.
Dazu später.
Den Gemna al Fna, "La Place", sagen hier alle dazu, zu beobachten war meine erste Strategie. Also kreiselte (wie gesagt, ich bewege mich in Kreisen, nicht dass ich jetzt ins Philosophische lappen will oder in die Esoterik abschweifen, ich meine das ganz im Sinne des Wortes) ich täglich durch die Cafes außenrum. Mal im Straßencafe am Rand des "la Place"  (du bist ansprechbar für die mobilen Straßenhändler und Bettler, für Kinder,die Päckchen mit Tempotaschentücher verkaufen, Zigaretten- und Mobilphonevertickerer), mal in den Dachgeschossen und Dachterassen (hier hast du einen irren Überblick über das Gewusel auf dem Platz und man kann vor sich hinträumen und wenn das Wetter es zulässt, sieht man den Anfang der Atlasberge). Mal Kaffeetrinken, mal den Tee der Berber (grüner Tee mit frischer Minze) alles gut gezuckert...immer geraucht.  Ich saß im Café de la France, (Leute!!!), ganz im Gedenken an Burroughs und die anderen alle, deren Namen mir abhanden gekommen sind o.k. Paul Bowles und Saint Exuperie (wie schreibt sich denn der???)  muss man kennen...
Auf Haschisch hab ich für dieses mal verzichtet, irgendwie ist man eh stoned von all den Geräuschen, Gerüchen und Farben. Und dann glotzen, glotzen, glotzen.
"La Place", das ist ein Kunstwerk, eine Dauerperformance: du siehst halbnackte Westschönheiten mit ihren kurzbehosten Beschützern, sonnenbebrandet, die ihren Damen fürsorglich die knappbedeckten Arschbacken tätscheln neben Burkaträgerinnen, ihre Einkäufe auf dem Kopf hinter ihren Ehemännern herbalancierend, drei kleine Kinder dabei: eins unter der Burka, eins an der Hand, eins am Burkazipfel hängend. Da sitzen Hennamalerinnen auf dem Boden (obacht, die sind gewalttätig, wenn sie Opfer riechen...). Orangensaftverkäufer, die in 4 Meter hohen Ständen hinter Bergen aufgetürmer Orangen verschwinden. Und Gewürzverkaüfer in ähnlichen Ständen, die aus einer 50 cm großen (kleinen) Öffnung wie aus einem Loch in einem Gewürzfeld ab dem Bauchnabel herausragen. Da stehen die 10 Stunden drin. Das ist ein Leben. ... und so weiter, ich verliere mich in Betrachtungen....
Wen nimmts Wunder
Die zweite Übung war: Bewegen in den Souks und in den Gassen.
Nachdem ich einen Tag lang verzweifelt mit dem Plan hantiert habe, irgendwelche Ratschläge des Reiseführeres brav zu befolgen versuchte und nichts aber auch nichts gefunden habe, mich total verlaufen habe, in schrecklichen (nun, jetzt sind sie nicht mehr so schrecklich: das war der Kulturschock) Vierteln wiedergefunden habe, (dazu später mehr...) bin ich dann am zweitenTag losgetapert, mit dem Ziel mich zu verlaufen.
Und alles war wunderbar: keinen Führer mehr abwehren. statt dessen relaxed verirren und stolz sein, wenn man sich wiederverirrt hat.
Dabei Atemübungen machen und üben, sich zu bewegen, sich umzuschauen: die Mortorräder in den kleinen Gassen haben gerne breite Wagen hintendran, in denen sonstwas transportiert wird, die fahren dich gerne mal an.
Und mental: gib dein Ego auf. Das behindert nicht nur dich, sondern auch die anderen.
Ab dann lernst du dich in den Organismus einzuleben, zu integrieren, du bist nur ein Molekül des ganzen Waberwesens, das niemals stillsteht.
(Schon wieder: laberlaberlaber, das schreit ja nach einem längeren Aufsatz... )
Dennoch weiter: wenn ich mich also so richtig absolut verfranst hatte, blieb ich an einer Ecke stehen und rief selig grinsend in die Welt: "La Place?"  Manchmal auch: "I've got lost!" Alle Umherstehenden wiesen mit der Hand in die Richtung, die ich einschlagen sollte (manchmal lachten die sich kaputt) und anstatt die Touristenkaperer abzuwehren, fühlte ich mich wie in Abrahams Schoß. (Da ich ja das Ego schon vorher den Hasen gab, wars wurscht, leicht debil rüberzukommen)
Da sind viele Facetten der Scenerie nachzuliefern aber der Ruf des Imam, der alle paar Stunden über all das hinüberwogt und beruhigt, fordert, auffordert und die Richtung hält, der gehört jetzt schon in das Bild. So, wer kann sich da verlieren.

Was ich sagen wollte, ich komme heute hier an, vom Land und kleineren Städten in den Moloch und es fühlt sich an wie Heimkommen. Also hat sich die Woche üben doch tatsächlich gelohnt. Irre. So sollte es mir mal in Stuttgart gehen und wie lange hab ich da schon geübt, der Deibl weiß, was genau.
Jetzt geht die Batterie von meiner kleinen Kiste aus, auf die ich einhacke, ich sitze auf dem Dach meines Riads es sind 28 Grad ein Lüftchen weht und man hört die Trommeln und die Flöten von Place herschallen, dazwischen ruft der Imam, Rauch in der Luft von den Feuer auf dem Place. Geil.

Yours
love pätti

Freitag, 13. Juni 2014